„Wie kann ich denn nur 20 Pfennige von meinem wöchentlichen Taschengeld abzweigen, wenn ich als 2. Klässler (Quinta) nur
20 Pfennig Taschengeld wöchentlich haben darf. Jetzt ist beinahe Schuljahrende und von meinen 5,00 DM, die ich von meiner Oma ins Pens mitbekam und die ich vor der Heimleitung verheimlicht habe, ist auch nichts mehr da.“ Mit diesen Gedanken füllte ich meine Wunschliste in meinem Taschengeldbüchle aus, mit dem ich dann mein spärlichches Geld für den Einkauf ausbezahlt bekomme. Der Specker kennt die Preise und kontrolliert alles. Also schreibe ich 50 Pfennig für Briefmarken, 40 Pfennig für Pflaumen, Pfirsiche sind zu teuer, werden mir eh nicht genehmigt. 20 Pfennig für einen Bleistift, den Stummel muss ich halt vorzeigen, einen Bleistift-Stummel habe ich immer parat. Und 20 Pfennig für Schnürsenkel, die in meinen Halbschuhen sind gerissen. Ich kann aber die von meinen Stiefeln noch verwenden. Und schon habe ich 20 Pfennige übrig.
Mit meinem Büchlein reihe ich mich ein und reiche es dann hoch zum Specker, unseren Hausvater. Hoffentlich findet er nichts, was ich erst gekauft habe. Da mir stockt der Atem, Specker kritzelt in meinem Büchlein herum und gibt es dann an Martha weiter. Sie ist die Geldausgeberin. Statt 1,80 DM zählt sie mir leider nur 1,60 DM hin. Es ist geschafft. Ich habe etwas Geld bekommen. Die Verwandten müssen halt noch auf Post warten, ich kaufe jetzt keine Marken. Schnell renne ich zum Bäcker an der Ecke hin und kaufe mir für 10 Pfennig eine Semmel. Unterwegs treffe ich dann noch meinen Spezi Gerhard und wir rennen zum Kolonialwarenlädele Maurer gegenüber vom Gymnasium. Sie will gerade schliesse, aber als sie uns so daher rennen sieht, öffnet sie die Ladentür. Denn sie weiss, die Pensler haben immer Hunger. Wir zwei steuern direkt auf das Fass mit den Heringen zu. Diesmal aber nehmen wir je einen dicken Rollmops für 25 Pfennig heraus. Jetzt brauchen wir noch einen Beutel mit Senf und wir bezahlen jeder 35 Pfennig. Schnell sind wir aus der Tür und rennen zum Hofgarten. Auf einer Bank rasten wir und verspeisen genussvoll unseren Rollmops, der dick mit Zwiebeln und Gurkenscheiben gefüllt ist und unser Brötchen. „Hm, schmeckt der guat, so einen sollten wir öfters haben.“ Rufen wir wie aus einem Munde aus. Dann machen wir uns auf in die Stadt um unsere Einkäufe zu erledigen. Denn Specker kann uns bei unserer Rückkehr kontrollieren, ob wir tatsächlich die Sachen gekauft haben.